Bangkok

Bangkok, 4.11.2010: Lotto bestimmt Redaktionsschluss

 © Newsroom der Kom Chad Lueg © Foto: Martin Pelzl Martin Pelzls erste Eindrücke aus dem thailändischen Newsroom.

Andere Länder … Die ersten Tage in der Khom-Chad-Lueg-Redaktion sind vorüber, ebenso die ersten Schmunzler und Kopfschüttler. „Heute ist schon 15 Uhr Redaktionsschluss, spätestens 16 Uhr“, erklärt mir Kollegin Punnee. „Warum so zeitig?“, frage ich zurück. Die Erklärung ist so putzig wie einleuchtend: Immer am 1. und 16. Eines jeden Monats werden die Lotteriezahlen ermittelt. Und damit am nächsten Tag alle thailändischen Tageszeitungen auch im letzten Winkel des Landes pünktlich mit den von den Thais sehnsüchtig erwarteten Ergebnissen erscheinen (und natürlich auch verkauft werden) können, wird an besagten beiden Tagen der Redaktionsschluss überall fast einen halben Tag vorgezogen – da muss die Weltpolitik oder der internationale Fußball eben mal zurückstecken.

Ebenso gewöhnungsbedürftig sind die Redaktionskonferenzen. Eine richtig feste Anfangszeit gibt es eher nicht, die Kollegen stoßen zu unterschiedlichen Zeiten dazu und gehen ebenso wieder. Telefonieren, unterhalten, eine verspätete Mahlzeit einnehmen – alles offenbar üblich. Und der Eindruck einer Großfamilie, die ihre Zeit bis auf die Lotto-Tage bis spät in die Nacht gemeinsam verbringt, drängt sich auch angesichts der Tatsache auf, dass sich mittags das Foyer des Redaktionshochhauses in eine Art Basar verwandelt. Lebensmittel, Drogerieartikel, Schmuck, Mittagessenangebote? Alles kein Problem. Zwischen 11 und 13 Uhr sind all diese Dinge sowie Klamotten (fast) aller Art sozusagen vor dem Redaktionsschreibtisch erhältlich. Nur keine deutschen Tageszeitungen.

Martin Pelzl
veröffentlicht am 4. November 2010 in der Leipziger Volkszeitung.

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