Bangkok

Bangkok, 9.11.2010: „Alles andere als ein Billiglohnland“

 © Stefan Buerkle © Foto: Martin PelzlVor-Ort-Gespräch mit Stefan Buerkle von der Deutsch-Thailändischen Handelskammer.

Thailand – verlängerte Werkbank? Billiglohnland? Vorrangig Exporteur von Südfrüchten? Alles falsch. Sagt zumindest Stefan Buerkle, Geschäftsführer der Deutsch-Thailändischen Handelskammer (GTCC). „Thailand würde beim Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt auf Platz 10 aller EU-Staaten stehen“, argumentiert Buerkle. Und: In dem südostasiatischen Land würden mit 1,5 Millionen jährlich mehr Autos gebaut als beispielsweise in Italien. Beim Gini- Index (Ungleichverteilung von Einkommen/ Vermögen) liege man hier noch vor den USA oder Singapur, die Armutshäufigkeit sei seit 1990 drastisch gesunken. Thailand, so Buerkle, sei im Vergleich zu anderen Staaten der Region alles andere als ein Billiglohnland, habe aber sehr günstige Kostenstrukturen, eine ausgezeichnete (Verkehrs-) Infrastruktur, ein beachtliches Gesundheitswesen. „Und mit einem prognostizierten Wirtschaftswachstum in diesem Jahr von 7,5 Prozent ist es ein sehr interessanter Partner.“

Die Entwicklung der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen ist nur eine Aufgabe der GTCC. Es gehören weiterhin die offizielle Repräsentanz der deutschen Wirtschaft, die Suche nach Vertriebspartnern sowie die Vertretung deutscher Messegesellschaften dazu. Die Verbindungen zu Deutschland zählen zu den bedeutendsten und auch ältesten in ganz Südostasien. Bereits vor über 150 Jahren wurde durch die Hansestädte Bremen, Hamburg und Lübeck ein Handelsabkommen mit dem damaligen Königreich von Siam unter König Mongkut geschlossen.

„Deutschland ist für Thailand der wichtigste europäische Handelspartner“, so Buerkle. Das Volumen des beiderseitigen Engagements bezifferte er auf „zwischen 4,5 und 5 Milliarden Euro“ – mit steigender Tendenz. Eine absolute Besonderheit Thailands sei, dass das Land gegenüber dem langjährigen Export-Weltmeister Deutschland kontinuierlich einen Außenhandelsüberschuss erwirtschafte.

Buerkle betont, dass seine Kammer mit knapp 500 Unternehmen bilateral organisiert sei, es im Gegensatz zu Deutschland eine freiwillige Mitgliedschaft gebe. „Wir sind nicht die deutsche Kammer in Thailand.“ Ende des Monats wird es sächsisch in Bangkok, wenn zur größten Maschinenbaumesse der Region, der Metalex 2010, allein vier Unternehmen aus dem Freistaat mit einem eigenen Stand vertreten sein werden, weitere vertritt die IHK-Außenstelle Zwickau.

Martin Pelzl
veröffentlicht am 9. November 2010 in der Leipziger Volkszeitung.

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