Bangkok

Bangkok, 18.11.2010: Hochwasser, Schlangen und Blutegel

 © © colourbox.comSonne, Palmen, weiße Strände. Dass das in Reisekatalogen verklärte Bild Thailands nicht immer der Wirklichkeit entspricht, erleben Einheimische wie Touristen derzeit wortwörtlich am eigenen Leib.

Seit fünf Wochen schon wird das Land vom schlimmsten Hochwasser seit zehn Jahren, in einigen Teilen seit 30 Jahren im Würgegriff gehalten. Während die Fluten im Norden langsam zurückgehen, das normale Leben wieder Einzug hält, hat es nun den Süden samt schweren Stürmen erwischt. Auch die Hauptstadt Bangkok ist noch nicht komplett übern Berg, wie mir meine Kollegin Punnee nahe bringt.

Ein besonders armer Stadtteil am Ufer des Menaam-Chao-Praya-Flusses ist seit Wochen überflutet, den Menschen fehlt es an vielem. Auch, weil wie in anderen Teilen der Welt die Hilfe nicht bei den Bedürftigen ankommt. „Die Lebensmittelrationen für den gesamten Stadtteil sollen sich einige wenige unter den Nagel gerissen haben“, erzählt Punnee von ihren Gesprächen mit den Bewohnern, während ich selbst bis zu den Knien im (dreckigen) Wasser stehe. Der Ortsvorsteher bestätigt dies.

Ein weiteres Problem: Seit Jahren weigern sich etwa 20 der armen Familien, ihre Häuser direkt am Wasser aufzugeben (weil die von der Regierung gebotene Abfindung so gering ist), so dass der geplante Damm in diesem Bereich nicht gebaut werden kann. Die (Hoch-) Wasserprobleme in diesem Teil Bangkoks sind wohl auch künftig kaum zu lösen. Im Gegensatz dazu hat mir Punnee versprochen, mich das nächste Mal nicht erst kurz vor dem Ende einer Tour darauf hinzuweisen, dass ich auf Wasserschlangen und Blutegel aufpassen soll, die es im Chao Praya überall gebe.

Martin Pelzl
veröffentlicht am 18. November 2010 in der Leipziger Volkszeitung.

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