Bangkok

Bangkok, 23.11.2010: Deutscher komponiert Thai-Hymne

 © Die LVZ in Thailands Presse © Foto: Martin PelzlNach den vielen Überraschungen und Entdeckungen der letzten Tage und Wochen für mich konnte ich nun endlich den Spieß umdrehen und meine Gastgeber mit Sekundärwissen schocken.

„Das glaube ich nicht“, sagte meine Kollegin Punnee bestimmt und nestelte wie andere Kollegen und Teilnehmer eines abendlichen Dinners umgehend das iPhone hervor, um auf der thailändischen Wikipedia-Seite wenige Doppelsekunden später bestätigt zu bekommen, dass tatsächlich ein Deutscher die Nationalhymne des früheren Siams komponiert hat.

Konkret war dies Peter Feit (1883–1968), Sohn eines deutschen Emigranten aus Trier und einer thailändischen Mutter, der sich später Piti Waityakarn nannte. Die für europäische Ohren durchaus nicht fremd klingende Melodie entstand 1932 und ist seit der Umbenennung Siams in Thailand 1939 Nationalhymne. Mindestens um 8 und 18 Uhr wird sie täglich im thailändischen TV- und Radioprogramm, zudem in diversen Parks und öffentlichen Gebäuden gespielt. Sich dazu nicht von den Sitzplätzen zu erheben oder stehen zu bleiben, gilt nicht nur als Affront, sondern wird als Ordnungswidrigkeit mit einer Geldstrafe belegt. Hinzufügen muss ich ehrlicherweise, dass diese Information zur Hymne natürlich nicht zu meinem Allgemeinwissen gehört oder Ergebnis aufwändiger Recherchen ist. Sie wurde mir bereits vor der Abreise von einem Bekannten verraten, der fünf Jahre in Thailand lebte und arbeitete.

Apropos arbeiten. Mittlerweile sind natürlich auch die ersten Beiträge in der Gastgeberzeitung Kom Chad Luek erschienen. Reaktionen gab es besonders auf jenen über Leipzig, seine bedeutenden Köpfe in der Vergangenheit und die Tatsache, dass die erste Tageszeitung der Welt einst in Leipzig erschien. Ich bin sicher, dass nach meiner Abreise eine ordentliche Zahl an Thais nicht mehr sagen muss: „Leipzig? Kenn’ ich leider nicht!“ Und wie „Leipziger Volkszeitung“ in thailändischen Buchstaben „gemalt“ wird, habe ich dem heutigen Eintrag im Tagebuch einmal hinzugefügt.

Martin Pelzl
veröffentlicht am 23. November 2010 in der Leipziger Volkszeitung.

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