Bangkok

Bangkok, 1.12.2010: Verein hilft Deutschen im Ausland

 © Karl-Heinz Heckhausen © Foto: Martin PelzlJährlich kommen über eine halbe Million Touristen / 20 000 Bundesbürger leben in Thailand

Hilfe für in Not geratene Staatsbürger im Ausland – eine in dieser Form weltweit absolut einzigartige Organisation geriet mir hier in Thailand eher zufällig „zwischen die Finger“. Der vor gut vier Jahren gegründete Deutsche Hilfsverein Thailand ist sowohl in der Bundesrepublik als auch im Land des Lächelns offiziell als solcher eingetragen. Warum er notwendig ist, erläutert mir Vizepräsident Karl-Heinz Heckhausen, ehemaliger Präsident der Deutsch-Thailändischen Handelskammer und einstiger Chef von Daimler- Chrysler Thailand: „Jährlich kommen rund eine halbe Million deutsche Touristenhierher, 20 000 weitere – darunter viele Rentner – haben sich auf Dauer hier niedergelassen“, erklärt der 67-Jährige, der nach der Wende unter anderem die Mercedes-Niederlassung in Dresden („Da wäre ich am liebsten geblieben.“) aufbaute. Hinzu kämen etwa 10 0000 deutsch-thailändische Ehen in der Bundesrepublik, mit „starkem Rückkehrdruck nach Thailand“. Angesichts dieser nüchternen Fakten seien die sozialen Probleme programmiert. „Und das deutsche Sozialrecht endet zumeist an der deutschen Grenze“, so Heckhausen.

Mit einem Netzwerk in ganz Thailand werde die Hilfe organisiert. „Wir sind allerdings nicht angetreten, uns Fällen von Fahrlässigkeit, Verantwortungslosigkeit oder Leichtsinn anzunehmen“, betont der Vorstand, der selbst beim Tsunami 2004 mit dem Leben davonkam. Vielmehr gehe es darum, in Thailand in Not geratenen Deutschen zu helfen. Der Verein gewähre rechtliche Beratung und psychosozialen Beistand, zähle Kinder-, Jugend-, Kranken- und Altenhilfe sowie Häftlingsbetreuung zu seinen Aufgaben. Beispielsweise kümmere sich der Verein um das Kind eines Deutschen, der beim Tsunami umkam. Auch dem vor einigen Wochen durch alle Medien geisternden „Mann ohne Identität“ habe man letztlich helfen können.

Die Hauptprobleme, mit denen er konfrontiert werde, seien jedoch fehlende Krankenversicherungen und abgelaufene Visa. Unter all den vielen, teils skurrilen Fällen ist Heckhausen übrigens kein einziger aus Ostdeutschland bekannt.

„Jeder Fall wird von uns sorgfältig geprüft, finanzielle Hilfe gibt es in aller Regel nur gegen eine Rückzahlungsverpflichtung“, erläutert der engagierte Deutsche die Arbeitsweise. Und: Unterstützung gebe es nur, wenn feststehe, dass keine andere Hilfe – beispielsweise durch Verwandte, Freunde oder Botschaft, mit der man sehr eng zusammenarbeite – möglich sei. Ein Vergabeausschuss habe das letzte Wort, Hilfe zur Selbsthilfe sowie mit Zukunftsperspektive stehe im Vordergrund.

Und wie finanziert sich solch ein in dieser Form einzigartiger Verein? „Nun, zum einen natürlich durch Spenden“, erläutert der Ehrenamtler. Haupteinnahmequelle für den 1,5-Millionen-Baht- Etat (knappe 38 000 Euro) sei allerdings das unter Schirmherrschaft von Deutscher Botschaft und Deutsch-Thailändischer Handelskammer jährlich im Herbst stattfindende „Fest der Deutschen“.

Martin Pelzl
veröffentlicht am 1. Dezember 2010 in der Leipziger Volkszeitung.

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