Bangkok

Bangkok, 1.12.2010: Bangkok will Visa-Rekord

 © © colourbox.comMit rund 40 000 erteilten Visa für Thais wird die deutsche Botschaft in Bangkok in diesem Jahr mit großer Sicherheit „ein Rekordjahr“ hinlegen. Auch in der Gegenrichtung bleibt der Tourismus aus Deutschland ungebrochen: Thailand ist das beliebteste Reiseland der Deutschen in Asien.

Dies erklärte Deutschlands Botschafter Hanns Heinrich Schumacher im Interview gegenüber dieser Zeitung. „Wir liegen schon heute weit über den Zahlen von 2009“, so Schumacher, der als Gründe den gegenüber dem Euro stärkeren Baht und die „spürbare“ Intensivierung der wirtschaftlichen Beziehungen nach der globalen Finanzkrise sieht.

Der 62-Jährige leitet die „mit Abstand größte Botschaft“ Südostasiens. „Wir stehen als Schwerpunktbotschaft weltweit immerhin an Position 16 aller Auslandsvertretungen“, erläuterte Schumacher, der direkt zuvor Botschafter in Bagdad sowie auch schon Deutschlands führender Repräsentant in Namibia und Finnland war. Bedingt sei dies vor allem durch den „enormen Arbeitsanfall im Rechts- und Konsularreferat“ – unter anderem der Begleitung deutschthailändischer Partnerschaften – sowie die starke ökonomische Zusammenarbeit, die schon über 150 Jahre gedeihe. Die politischen Beziehungen sieht Schumacher nach der starken Abkühlung in den vergangen drei bis vier Jahren – „eine kleine Flaute ist leicht untertrieben“ – nunmehr auf einem aufsteigenden Ast. „Ich will aber nicht verhehlen, dass der Militärcoup von 2006 samt dem von der gesamten EU daraufhin verhängten Kontaktstopp und die seitdem häufig wechselnden Regierungen es nicht gerade erleichtert haben, die Beziehungen in jener Dichte wieder aufzunehmen wie zuvor“, so der Vater dreier Kinder. Nach Gesprächen des thailändischen Außenministers und des thailändischen Premiers Abhisit mit Außenminister Westerwelle und Kanzlerin Merkel in den vergangenen Monaten habe der deutsche Außenamts- Staatssekretär Peter Ammon bei seinem kürzlichen Besuch in Bangkok davon gesprochen, nun den „Reset-Button (Rückstellknopf) drücken“ zu wollen. Er selbst hoffe nach den Krawallen der vergangenen Jahre, dass bei den derzeit anhängigen Verfahren sowohl gegen verantwortliche Gelb- (Regierungstreue) als auch Rothemden (Regierungsgegner) „die Gerichte Mäßigung“ zeigen.

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In Sachen Visa will sich der Botschafter die Bilanz nicht schmälern lassen. Gerüchten über massive Ablehnungen von Anträgen normalverdienender Thais sowie aus Deutschland vorgegeben (Bewilligungs-)Quoten trat er deutlich entgegen: „ Das ist völliger Blödsinn.“ Die entsprechenden Mitarbeiter erteilten Visa streng nach dem Schengen- Visa-Codex, „mit allem Verständnis und großzügig“. „Doch ist die wichtigste Bedingung nun einmal die klare Rückkehrbereitschaft“, so der Diplomat. Diese werde wiederum am gesicherten regelmäßigen Einkommen samt Arbeitsplatz sowie an familiären und finanziellen Bedingungen festgemacht. „Unsere Gesamtablehnungsquote liegt in Bangkok ebenso bei etwa fünf Prozent wie in anderen deutschen Botschaften – eine der niedrigsten aller Schengen-Staaten in Thailand“, so Schumacher, der die fast das ganze Jahr herrschenden 30 Grad Celsius als „überaus angenehm“ empfindet. Wohl im Gegensatz zu viele anderen Mitteleuropäern, „denen es viel zu heiß ist und die den Rhythmus der Jahreszeiten vermissen“.
Martin Pelzl
veröffentlicht am 1. Dezember 2010 in der Leipziger Volkszeitung.

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