Bangkok

Bangkok, 2.12.2010: Zwillinge mit höchstem deutschen Job

 © Matthias (links) und Thomas Sühring, Chefköche im Mezzaluna-Restaurant in Bangkok © Foto: Martin PelzlMathias und Thomas Sühring arbeiten in der thailändischen Hauptstadt in einem 220-Meter-Hotel.

Atemberaubend, einzigartig, spektakulär – so lässt sich der Arbeitsplatz von Mathias und Thomas Sühring beschreiben. Die Zwillinge aus Berlin dürften damit derzeit den weltweit höchstgelegenen permanenten Job eines deutschen Staatsbürgers inne haben. Denn die 33-Jährigen arbeiten seit drei Jahren als Chefköche im Mezzaluna-Restaurant im 65. Stock des Lebua-Hotels im State Tower in Bangkok, also immerhin in rund 220 Metern Höhe.

Das Duo startete seine Karriere mit einer Ausbildung in Berliner Nobelhotels. „Aber nicht im selben“, wie Mathias lachend betont. In den folgenden Jahren folgten sie ihrem beruflichen Weg mit großem Engagement – mal zusammen, mal getrennt. Die höheren Weihen der Haute Cuisine erhielten sie dann bei Drei-Sterne-Koch Sven Elverfeld in Wolfsburg.

Und wie gelangt man von VW-City in die thailändische Hauptstadt? „Während Mathias in Holland und ich in Rom mal wieder getrennt kochten, erhielt ich eine Einladung zu einer Art Promotion-Woche des Lebua, bei der jeden Abend ein anderer Koch an den Töpfen steht“, erzählt Thomas. Er sei mit einem Kollegen vor Ort gewesen, etwa ein halbes Jahr später kam der Anruf aus Bangkok. „Ich habe denen geantwortet, dass ich gerne kommen würde, aber nur mit meinem Bruder“, verrät Thomas. Die Thais seien über den doppelten Chefkoch zunächst erstaunt und zugleich fasziniert gewesen.

Einen klitzekleinen Wermutstropfen gibt es dennoch: Im derzeit „sternelosen“ Bangkok bleibt ihnen die Adelung in Form von einem oder mehreren Sternen des Guide Michelin – noch – verwehrt, denn den bekannten Gourmet-Führer gibt es bislang außer in einigen europäischen Staaten im Rest der Welt nur noch für New York, San Franzisco, Hongkong, Macao und Tokio. „Das Potenzial für eine Ausgabe des Guides hat Bangkok in jedem Fall“, ist sich Mathias sicher. Aber er fügt sofort hinzu: „Ein oder mehrere Sterne sind für uns nicht zwingend, sondern vielmehr, dass die Gäste mit einem Lächeln das Restaurant verlassen.“ Michelin- Sterne wären da ein zusätzlicher Bonus.

Gibt es Rivalität oder das bei anderen Zwillingspärchen zu beobachtende Bestreben, bewusst auf Eigenständigkeit zu setzen? „Bei uns ist es eher so, dass wir uns gegenseitig pushen. So entwickeln wir uns nach vorn“, schätzt Thomas ein. Sein Faible für die italienische Küche und jenes von Mathias für Fisch und Fleisch würden jedenfalls sehr gut zusammenpassen – Meinungsverschiedenheiten cool geklärt. Und wie lange wird es das Sühring-Duo noch in Bangkok geben? „Uns gefällt es super hier, können uns im Job ausleben, arbeiten gern zusammen“, sagt Mathias. Grundsätzlich sei man offen für vieles, mal sehen, was die kommenden Jahre brächten. Ob es dann beruflich auch mal wieder auf Meereshöhe zurück geht, werde die Zukunft zeigen.

Martin Pelzl
veröffentlicht am 2. Dezember 2010 in der Leipziger Volkszeitung.

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