Bangkok

Bangkok, 6.12.2010: Vom Backpacker zum Bangkoker auf Zeit

 © HHL-Student Manuel Bender © Foto: Martin Pelzl HHL-Student Manuel Bender weilt für ein Semester am Asian Institute of Technology.

Internationale Bildungsmesse in einem Bangkoker Einkaufszentrum. Dutzende Unis weltweit haben Stände aufgebaut, werben um Studenten aus dem Land des Lächelns. Die Präsentation deutscher Hochschulen obliegt unter anderem dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), der gleich am Eingang mit einem großen Stand vertreten ist. Dort treffe ich Manuel Bender, der im Rahmen seines Master-of-Science- Programms an der Handelshochschule Leipzig (HHL) für ein Semester am Asian Institute of Technology (AIT) weilt. Wie kommt ein Wahl-Leipziger auf die Idee, in diesem Teil der Welt zu studieren? „Ich habe mich speziell für Asien beworben, weil hier einer der Märkte ist, die unglaublich interessant sind“, erklärt Manuel. Ein kultureller Schock sei die erste Zeit in Bangkok für ihn nicht gewesen, da er schon einmal eine Neun-Wochen- Backpacker-Tour durch Kambodscha, Thailand, Vietnam und Malaysia unternommen habe. „Da lernt man sehr schnell, mit Extremen umzugehen“, so der HHL-Student. Und die Offenheit und Freundlichkeit der Menschen in dieser Region hätten ihn dazu bewogen auszutesten, was es bedeutet, in solch einem Land für längere Zeit zu leben und nicht nur Urlaub zu machen.

Und wie sieht das Resümee nach den ersten Wochen aus? „Es ist schon komplett was anderes – im positiven Sinn“, schätzt Manuel ein. Er sei schon öfter gefragt worden, warum man denn in Thailand studieren sollte. „Meine Antwort: Es ist eine Her a u s f o r d e r u n g . Denn asiatische Kulturen sind anders“, so der Bangkoker auf Zeit. Nicht nur das Essen, sondern vor allem die persönliche Interaktion geschehe hier auf einem anderen Level. Dieses neue, ungewohnte Umfeld sei eine Herausforderung, die einen weiter bringe und gut für einen Open mind – einen freien Geist und unvoreingenommene Gedanken – sei. „Konkret meine ich, dass die neue, ungewohnte Umgebung auch von mir verlangt, aus Routinen und gewohnten Gedankenmustern auszubrechen, um neue Kulturen kennenzulernen, neue Erfahrungen zu machen und mit ungewohnten Situationen und Dingen konfrontiert zu werden.

“ Hinzu kommen laut Manuel spezielle ökonomische und soziale Sichtweisen. „Die Gegebenheiten in Thailand und den angrenzenden Ländern verlangen soziale Verantwortung und ein ökonomisches Umdenken. ,Bottom-of-the-pyramid‘-Geschäftsmodelle bieten hier eine Möglichkeit, seine ökonomischen Fähigkeiten für eine Verbesserung der allgemeinen Lage der Menschen einzusetzen“, erläutert der HHL-Student. Hier könnten BWLer ihren ökonomischen Scharfsinn mit sozialer Verantwortung paaren, was „für mich sehr erstrebenswert ist“.

Respekt und Offenheit seien Dinge, die man seiner Ansicht nach von den Thais lernen könne, Schwierigkeiten habe er eher mit der Hierarchie und dem Gesicht- verlieren gehabt. Alles in allem: „Ich habe es keinesfalls bereut, Bangkok ist schon eine Superstadt. Und wenn mich jemand fragt, ob ich hier leben könnte, antworte ich jetzt: Ich denke, ich kann’s“, sagt Manuel, der Mitte Dezember aber erst mal wieder ins kalte Deutschland zurückkehren muss.

Martin Pelzl
veröffentlicht am 6. Dezember 2010 in der Leipziger Volkszeitung.

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